Wachinger Hein

 

Er „lebt, arbeitet und leidet nach wie vor in seiner Geburtsstadt Schrobenhausen“. So klar und deutlich verortet, beschreibt und kategorisiert dieser Künstler selbst seine historische Wechselbeziehung zu diesem oberbayerischen Mittelzentrum, das von Kindesbeinen an seine Vita und somit seinen persönlichen und auch künstlerischen Werdegang begleitet hat, eine Lokalität, die ihn, mit dem Urteil „Lebenslänglich“ versehen, als Lebensmittelpunkt möglicherweise auch künftig weiterhin erhalten bleiben könnte.

Die intensive künstlerische Schaffensphase von Hein Wachinger als Autodidakt begann Ende der 1960er Jahre, wobei er bis zum Jahr 2006 seinen künstlerischen Ambitionen zunächst nebenberuflich nachging. Seit diesem schöpferisch-persönlichen „Schaltjahr“ widmet er sich jedoch ausschließlich der bildenden Kunst und arbeitet seitdem als freier Maler und Skulpteur, dessen Arbeiten in vielen Privatsammlungen vertreten sind. Als Maler bevorzugt er Lokalitäten und Menschen als Sujets einer surrealen Malerei. In seinen malerischen Erzählungen, in denen die Farbe selbst bereits die Betrachter zu einer introspektiven Wachsamkeit anregt, zur individuellen Selbstreflektion, posieren gleichzeitig anthropomorphe Figuren als Schatten oder Symbole auf den Oberflächen der Bilder und Reliefs, die vermenschlicht wirken, von menschlicher Gestalt sind oder vom Habitus her Menschenwesen ähneln dürfen. Nicht selten lässt der Künstler eigens Traumbilder in seine Arbeiten einfließen, wobei Satire oder auch Ironie keinesfalls im Abseits stehen.

Da Wachinger der Sinn nach Unabhängigkeit und Singularität steht, sind für ihn aktuelle, vergängliche Ansagen nicht maßgebend, denn von solcherlei Einflussnahmen unberührt sollen seine Werke unverwechselbar agieren. Das bedeutet jedoch keine Abkehr vom allgegenwärtigen Kunstbetrieb, denn als Künstler ist er gerne Akteur und aktiver Teilnehmer.

Den Idealen des Dadaismus zugetan, trägt dabei vermeintlich kolportierter Unsinn jedoch die Sinnhaftigkeit bereits in sich. Vor diesem Hintergrund ist es eine Erkenntnis, wenn man als ein solcher Maler den „Unsinn“ des irdischen Daseins thematisiert. Hein Wachinger begreift dies als eine Möglichkeit, den Sinn des Lebens zu suchen, auf der entsprechenden Spurensuche imaginäre Pfade zu beschreiten, die jedoch endlos sein, ins Nichts führen können. Und so übt auf Wachingers Kunst der Dadaismus einen starken Einfluss aus, der „im Sinne der Künstler für totalen Zweifel an allem, für absoluten Individualismus und die Zerstörung von gefestigten Idealen und Normen“ steht. Inspirieren lässt sich Hein Wachinger dabei gerne durch das humorige Werk des deutschen Komikers Karl Valentin, und seiner Denkweise kommt das Diktum eines Bertolt Brecht „von keinesfalls mit einem Tabu belegt, allseits bekannte Werke der Literatur und Kunstgeschichte in seine Arbeiten mit einzubeziehen, wenn er dadurch, manifest und kritisch-ironisch, Reaktionen bewirken kann.

Aus Holz geschnitzte Skulpturen bereichern und ergänzen von jeher das Lebenswerk des Künstlers. Durch solche Installationen, die man als szenische Setzkästen beschreiben möchte, formuliert Hein Wachinger beredt den Gegensatz. Thematisch und technisch miteinander untrennbar verbunden sind bei dieser Werkreihe stets Bild und skulpturale Elemente, die somit als multimediale Gesamtkunstwerke entstehen.

Man unternimmt bei der Werkbetrachtung von Hein Wachinger eine weite Reise durch ein vordergründig rätselhaftes, märchenhaft anmutendes Universum. In einem Moment sarkastisch und ironisch, dann wieder beängstigend und fremd. Die agierenden Wesen agieren meist durch flüchtige Andeutungen und Anspielungen in ganz spezifischen Situationen, sind den Naturgesetzen unterworfen, wenn die Natur ihr Recht einfordert. Ein Œuvre, das mehr als nur unterhält, irdische Missstände visualisiert und den Betrachter geradezu nötigt, Wachzustände des Unbewussten konsequent in die raue Realität seines Daseins zu überführen.